Vom Schaf zum Pullover – Plaudereien am Spinnrad

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Der völlig verregnete Novembermorgen am 19. sollte die Vorfreude unserer Bewohner nicht trüben. Alle versammelten sich pünktlich auf der Tenne des Dresdner Hofes um Herrn Fiedler und seine Frau zu begrüßen. Mit viel Gepäck und der Thüringer Waldziege „Mila“ reisten sie an. Mila eroberte sofort das Herz der Bewohner und konnte doch von den interessanten Erzählungen von dem Tierliebhaber Frank Fiedler nicht ablenken.

Der „Schäfer“ hat nicht nur Coburger Fuchsschafe und Kamerunschafe bei sich zu Hause in Bockelwitz, sondern auch Lamas und die Thüringer Waldziegen. Mila ist die kleineste eines Drillingswurfes und mit der Flasche aufgezogen.

Mit viel Liebe zum Detail erklärte er uns die Beschaffenheit der Schafsfelle sowie Schafswolle, deren Verarbeitung und Pflege. Alle machten mit, als und Herr Fiedler aufforderte die Rohwolle um das Handgelenk zu legen. Schon nach kurzer Zeit spürten wir die angenehme Wärme an dieser Stelle. Und im Sommer soll die Selbe Wolle kühlen, bzw. vor der Hitze schützen? Erstaunte Gesichter, aber auch ab und an ein Nicken, bei Bewohnern die dies schon wussten. Auch lernten wir, dass Produkte aus echter Schafswolle nicht gewaschen werden sollen, sie reinigen sich selbst. Durch das Fett in der Wolle muss man es nur über Nacht in die feuchte Luft hängen und sie sind wieder frisch. Sie sie verschmutzt, dann legt man es nur ins Wasser und der Schmutz löst sich von allein. Dann hängt man es nur zum Trocknen auf. Nun ist auch zu Verstehen, warum man mancherorts Wandersocken „getragen und ungewaschen“ verkauft.

Ein Schafsfell würde herum gereicht und damit gekuschelt, Herr Fiedler erklärte in der Zwischenzeit warum man früher Schafswolle auf den Rücken der Pferde legte.

Wir erfuhren wie viel Wolle ein Schaf im Frühsommer lassen muss, wie sie dann gewaschen, gekämmt und gesponnen wird. Die alte Tradition des Nassfilzens warf viele neugierige Blicke in die Runde. Wie lange man doch braucht um  einen Hut oder Mantel anzufertigen, welcher dann vor Regen und Schnee schützt.  Als dann unsere Bewohner die Hüte aufprobieren konnten schalte viel Lachen durch den Raum. Aber auch Blumen, Bälle und andere hübsche Dinge konnte man betrachten und befühlen. Ausführlich beschrieb er uns als Nächstes wie anstrengend und mühsam es früher war die Wolle mit zwei Krempeln zu kämmen. Unsere Bewohner probierten es dann lieber an der Kardiermaschine, was auch einen großen Kraftaufwand bedarf. Und dann ging es ans Spinnrad. Wer nun denkt, man spinnt einen Faden und kann gleich loslegen mit dem Stricken, der täuscht sich. Ein zweiter Faden muss gesponnen werden und diese Beiden dann miteinander verzwirnt werden, erst dann kann man anfangen daraus zum Beispiel einen Pullover entstehen zu lassen. Alle rechneten mit, wie viele Arbeitsstunden vergehen müssen, vom Scheren der Schafe bis zum fertigen Pullover und waren erstaunt darüber.

So verging dieser regnerische Tag im Dresdner Hof dann doch wie Flug und alle kehrten ein wenig schlauer auf ihre Wohnbereiche zurück.

geschrieben Karin Bartel-Riedel (Alltagsbegleitung)



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