CURA SeniorenCentrum Bad Sassendorf

Musik-Antiquariat als Bad Sassendorfer Sonntagsspaß

Wir älteren Semester können uns noch gut an die Zeiten solider und wuchtiger Tonbandmaschinen erinnern. Da wurde mit richtigem echtem Bandmaterial gearbeitet, welches, auf Spulen gewickelt, an den Tonköpfen vorbeigeführt wurde. Und so manche Stunde wurde damit zugebracht, die jungfräulichen Bänder mit jenen Lieblingsliedern zu bestücken, die man mit etwas Glück aus laufenden Radiosendungen mitschneiden konnte. Natürlich war das nicht wirklich legal. Aber daran haben sich unsere Eltern oder unsere Großeltern nicht unbedingt gestört.
Heute sind solche Methoden der Musik-Konservierung längst Geschichte. Wer in unserer Zeit eine Tonbandmaschine von anno dazumal mit hell leuchtendem Röhreninnenleben sehen will, der muss sich schon in ein gut sortiertes Technikmuseum begeben. Und selbst dort darf ein solches Exponat lediglich mit Staunen betrachtet, aber nicht angefasst oder gar in Betrieb genommen werden. Darum war es mir eine ganz besondere Freude, den Bewohnerinnen, Bewohnern und Gästen des CURA Seniorencentrums in Bad Sassendorf am Sonntag, den 12.11.2017 mein geliebtes „Grundig Würzburg 4“ in wohlklingender Aktion vorführen zu dürfen.
Zu Gehör kam, nachdem alles gebührend bestaunt, aufgebaut und eingeschaltet war, ein leicht ins Ohr gehender „Easy Listening“ Mix von Marco Luján, den Freunden sanft eingängiger „retro sets“ besser bekannt unter seinem Künstlernamen Viktor Torvik. Diese entspannende und beruhigende Musik „aus der Vergangenheit“ erinnerte die erfreuten Zuhörerinnen und Zuhörer an zahlreiche kultiviert gesellige Begebenheiten von Früher. Natürlich wurden während des antiquarischen Hörerlebnisses die typischen Geschlechtsunterschiede deutlich. Während die Herren sich eindeutig mehr für die anachronistische Technik des Tonbandgerätes interessierten, lauschten die Damen mit lächelnden Gesichtern den harmonischen Klängen.
Selbstverständlich ließ ich meine Gäste nicht in dieser passiv konsumierenden Haltung verweilen. Nachdem Viktor Torvik seine freundlichen Klangteppiche hinlänglich gewebt hatte, war aktives selbst singen angesagt. Und das fiel den musikalisch „vorgewärmten“ Anwesenden auch gar nicht schwer. So kam hier der „Tirolerhut“ von Billy Mo ebenso zu Ehren wie die augenzwinkernd anzüglichen „Alten Rittersleut“. France Gall hatte „Zwei Apfelsinen im Haar“ und das Medium Terzett hatte „Ein Loch im Eimer“. Oh Henry! Wenn da mal nicht am Ende auch noch Marmor, Stein und Eisen gebrochen sind.
Dieser vergnügliche und kurzweilige Sonntag Nachmittag klang mit strahlenden Gesichtern, trainierten Stimmbändern und angeregten Unterhaltungen aus. Natürlich wurden als Zugabe auch noch ein paar beliebte Volkslieder a capella intoniert. Der Höhepunkt der Herzen war allerdings die perfekt textsichere Darbietung eines schönen alten mehrstrophigen Heimatliedes durch eine Bewohnerin. Deren anwesende Tochter hatte ihre Mutter dieses Lied noch nie singen hören und war dementsprechend verwundert und begeistert zugleich.
So leicht und so praktisch moderne MP3, MP4 Player auch sein mögen – dem rustikalen Charme (m)eines herrlichen altgedienten „Grundig Würzburg 4“ haben diese Taschen-Töner nichts entgegenzusetzen. Vom unerschöpflichen positiven Erinnerungspotenzial der guten alten Röhrentechnik ganz zu schweigen.
Ach ja, noch eine witzige Randnotiz: Als Transportschutz für mein Bandmaterial hatte ich eine Lage spezieller Knallfolie mit extra großen Luftblasen dabei. Diese XXL-Knallfolie konnte ich allerdings nicht wieder mit nach Hause nehmen, da einige „meiner“ Damen ein sichtliches Vergnügen damit hatten, diese Folie genussvoll zu zerknibbeln. Am Ende hatten die Damen das gesamte Folienmaterial restlos platt gemacht. Und ich habe bisher immer gedacht, dass nur ich der Knallfolien-Knibbelsucht verfallen wäre.
– Nicole Klutky –


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