MATERNUS SeniorenCentrum Köln-Rodenkirchen

Zuflucht für Senioren aus dem Katastrophengebiet

Ein Gastbeitrag von Claudia Scheidtweiler, PDL im Maternus Seniorencentrum Köln-Rodenkirchen

Am 14.07.2021 begann alles mit leichtem Regen in NRW und Rheinland-Pfalz und führte ganz schnell zu einer Naturkatastrophe…

Auch in Altenahr / Altenburg, wo unser Seniorencentrum Maternus-Stift steht, regnete es sich ein. Die Ahr stieg und stieg. Irgendwann sahen die Bewohner*innen, dass Autos, Wohnwagen, Bäume und alles mögliche in dieser braunen Brühe schwammen. Kurze Zeit später waren ihre Füße nass, das Wasser hatte das Seniorencentrum erreicht. Schnell wurden alle Bewohner*innen in die erste Etage evakuiert, der Strom war bereits abgeschaltet und das Wasser stieg weiter. Nachdem das Erdgeschoss überschwemmt war, erreichten die Fluten nun auch den ersten Stock. Wiederum mussten alle Bewohner*innen von der Einrichtungsleitung und sechs Mitarbeiter*innen ein weiteres Stockwerk höher gebracht werden.

Es folgte eine unruhige Nacht. Bewohner*innen wie Kollegen*innen saßen und schliefen auf Stühlen oder lagen auf Matratzen auf dem Fußboden. Einige Bewohner*innen waren aufgrund ihrer Erkrankungen sehr unruhig, riefen laut Hallo oder Hilfe. Man hörte das Wasser von der Ahr rauschen, Nachbarn laut um Hilfe rufen und immer wieder lautes Krachen….

Am 15. Juli kamen Hubschraubergeräusche dazu und der Regen wurde endlich weniger, hörte irgendwann ganz auf und das Wasser stieg nicht weiter. Unsere Kollegen*innen und ihre Bewohner*innen waren glücklicherweise alle unversehrt und wurden nun per Hubschrauber mit Wasser und Nahrung versorgt. Mehr war noch nicht möglich.

Am 16. Juli kam endlich Hilfe. Mit Hubschraubern wurden alle aus der Einrichtung evakuiert und in unterschiedlichen Notfalllagern aufgenommen. Dort bekamen sie, wie alle Flutopfer, diese Karten mit, in denen mit Namen beschriftet wichtige Dokumente, die man auf die Schnelle noch retten konnte, aufbewahrt wurden, z. B. Medikamentenpläne oder Ausweise.

Nach kurzer Rücksprache war bereits am 15. Juli klar, dass wir unsere freien Betten den Bewohner*innen aus Altenahr zur Verfügung stellen. Im Eiltempo wurde alles organisiert, gesucht, geräumt, zurecht gemacht … und gehofft, das es allen Bewohnern*innen und Kollegen*innen gut geht.

Und hier ein ganz großes Dankeschön an die Mitarbeiter*innen der Vollstationären Pflege. Unsere Azubis haben teilweise auf ihr Frei verzichtet, die Betreuungskräfte haben Überstunden gemacht und die Pflegekräfte haben die Zimmer vorbereitet.

Am 17. Juli zwischen 02.00 – 04.00 Uhr in der Nacht sind sie in zwei Bussen angekommen – 19 traumatisierte, müde, mittel- und heimatlose Senior*innen aus Altenahr, nur mit der Kleidung , die sie am Körper trugen. In ihrem neuen Zuhause verteilt, konnten sie nach zwei Tagen hoffen und bangen endlich zur Ruhe kommen.

Im Hintergrund organisierte Frau Leenders (Leitung Sozial Kultureller Dienst) Hilfe, und zwar bei Ute Schmidt von der Kölner StadtteilLiebe, die uns auch letztes Jahr während der Coronahochphase schon so fabelhaft unterstützt hat. Durch sie wurden ab 11 Uhr Kleiderspenden bei uns abgegeben: Hemden, Hosen, Jacken, Strümpfe, Pullover, Schlafanzüge… alles, was den Körper warm hält. Danke Ute Schmidt und allen Spendern!

Neben diesen Sachspenden sammelte Ute Schmidt am 18. Juli in Köln-Rodenkirchen auch Geldspenden ein, diesmal 1.000,- € vom Politischen Stammtisch und Rodenkirchenern Bürger*innen. Danke an alle! Dieses Geld wurde uns am Montag, 19. Juli übergeben und sogleich in Rasierapparate sowie persönliche kleine Wünsche investiert.

An dieser Stelle bedanke ich mich auch ganz persönlich bei einem unserer Hausärzte:  Dr. Kurt-Werner Gross aus Sürth! Er hat uns bürokratielos alle Rezepte ausgestellt, nachdem wir von unseren neuen Bewohner*innen alle Medikamentenpläne vorliegen hatten. Er hat auch in seiner Freizeit dafür gesorgt, dass es den neuen Bewohnern*innen schnell besser geht, indem er fünf Stunden lang, Rezept um Rezept ausgestellt hat. Dass das Team der Rathaus Apotheke mit dem Apotheker Hanif Vallizadeh e.K. auch Überstunden gemacht hat, um uns die Medikamente zu liefern, ist auch nicht selbstverständlich, sondern einfach großartig – danke! Einfach nur Danke!

Ich bin im Namen der Bewohner*innen aus Altenahr / Altenburg so begeistert über die Tatkraft, egal in welcher Form, von den Mitarbeitern*innen, Rodenkirchen und dem Netzwerk von Ute Schmidt! Da merkt man wieder, dass man in der Not zusammensteht und sich einfach hilft.



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