CURA SeniorenCentrum Heiligenhafen

Wahrnehmen – Erleben – Bewegen: Unsere „Erlebnistastwand“

Guten Tag liebe Leser und Leserinnen. Bei meinen täglichen Hausbegehungen fiel mir vermehrt auf, dass einige der an Demenz erkrankten Bewohner aus unserem “Geschützten Bereich“ sich ständig an den Einrichtungsgegenständen zu schaffen machten. Auf den Fluren entfernten sie Türstopper, mit ungeheurer Ausdauer wurden Namensschilder abgeknibbelt und sogar die Fluchthauben von der Außentür wurden abmontiert. IMG_0061 Eigentlich gute Arbeit dachte ich bei mir, wollte aber einerseits nicht, dass unser schönes Mobiliar weiter darunter leidet, anderseits möchten wir natürlich unseren Bewohnern eine Möglichkeit zum Ausleben ihrer Bedürfnisse bieten und ihre Kreativität fördern, so wie es auch selbstverständlich in unserem Pflegeleitbild verankert ist. Also überlegte ich mir, dass jemand der jederzeit selbstbestimmt arbeiten möchte, auch Arbeit bekommen soll. Schnell besprach ich die Angelegenheit mit unserem Haustechniker Herrn Labudda. Mit seinem handwerklichen Geschick und meiner Idee entstanden zwei Aktivität fördernde Wandelemente, die mit verschiedenen Materialien wie Sandpapier, Moosgummi, Teppichresten, Fellen, Korkelementen, Spiegelplatten und vieles mehr bestückt wurden. Anschließend wurden sie in Augen- und Arbeitshöhe an der Flurwand fest verdübelt und verankert. Ziel war es: Eine sinnvolle selbstständige Beschäftigung für unsere Bewohner zu finden und sie außerdem zum Spielen, Tasten, Fühlen, Lernen, Malen und Schreiben anzuregen. Darüber hinaus sollten für den Bewohner weitere Informationen zur Verarbeitung entstehen! Spürinformationen wie weich, hart, glatt, rau, kalt oder warm sollen zur Anregung des Tastsinns dienen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der Grob- und Feinmotorik zum Beispiel durch das Arme heben, Greifformen kennenlernen und Handkraft trainieren. Vorhandene Kompetenzen wie Schreiben, Lesen, Malen und Körperpflege sollen aktiviert werden. Stimulation der passiven Wahrnehmung mechanischer Eindrücke, wird auch als taktile Wahrnehmung (von lat. tangere „berühren“) bezeichnet. Sie ist Teil des Tastsinnes. IMG_5467Natürlich sollen alle Sinne aktiviert werden und nicht zuletzt soll die Arbeit an den Wänden zur Förderung der Entspannung und zum Abbau von evtl. angestauter Aggressivität dienen. Ganz zu Anfang gab es großes Interesse von Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörige für die Neuheiten auf dem Wohnbereich und die Nachfrage über Sinn und Aufgabe der Wandelemente war enorm. Nach einigen Wochen Beobachtung der Entwicklung galt es erste Ergebnisse aus der Praxis auszuwerten. Die Tafelfläche wurde von den an Demenz erkrankten Bewohnern zum Aufschreiben vom eigenen Namen oder für nette Sprüche wie -„Seit nett zueinander“- genutzt. Der Spiegel wurde zum Haare frisieren und zur Überprüfung der eigenen Sauberkeit in Anspruch genommen. Ketten, Steine, Plüschtiere und andere Gegenstände wurden ertastet und es wurde an ihnen gezogen. Besonders die weichen Oberflächen wurden ausgiebig gestreichelt. Die Sprache von sonst sehr wortkargen Bewohnern wurde angeregt. Viele von unseren Einrichtungsgegenständen blieben nach Einführung der Wandelemente verschont. Nur manchmal fällt noch ein Namensschild zum Opfer, aber zumeist beschäftigen sich die Bewohner jetzt jedoch mit den Tastwänden. Mittlerweile wurde die Erlebniswand schon aufgrund der Erfahrungswerte und Abnutzungserscheinungen gegen eine verbesserte Version ausgetauscht. Liebe Leser ich bin mir sicher das die Wandelemente das Wohlbefinden unserer Bewohner fördern und das erfüllt mich mit Freude.



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