Tönende Erlebnisse einer Alltagsbetreuerin
Seit Mitte Oktober diesen Jahres habe ich das große Glück, als Alltagsbetreuerin für das CURA Seniorencentrum in Bad Sassendorf tätig sein zu dürfen. Auch wenn ich in dieser Funktion sozusagen noch grün hinter den Ohren bin, habe ich schon so viele fröhliche Schmetterlingsmomente mit den Bewohnerinnen und Bewohnern „meines“ Hauses erleben dürfen, dass es mir ein Bedürfnis ist, hier mit Freude (und selbstverständlich Privatsphären wahrend anonymisiert) davon zu berichten.
Meine große Leidenschaft ist das Singen. Als karaokegestählte Unterhalterin habe ich keine Scheu, in froher Runde wie auch in trauter Zweisamkeit aus voller Lunge eine fröhliche Weise anzustimmen. Und so trat ich, ein Buch mit den Texten vertrauter Volkslieder in der Hand, einen meiner Dienste an. Diesen Tag vergesse ich ganz sicher nicht. Denn jede Dame, die ich an diesem Tag entweder in netter Runde auf dem Wintergarten oder alleine im Zimmer antraf, mochte gerne und spontan mit mir singen. Dabei erstaunte mich stets aufs Neue, wie verblüffend textsicher hier stets der gute Ton getroffen wurde. Und sogar Bewohnerinnen und Bewohner, die ansonsten nicht mehr viel (wenn überhaupt noch) sprechen, überraschten mich mit ihren ganz offensichtlichen Gesangstalenten und mit ihrem phänomenalen Gedächtnis. Einfach phantastisch, wie präsent dieses in der Jugend verinnerlichte Liedgut auch heute noch bei den Bewohnerinnen und Bewohnern ist. Die gute Laune, die immer schon bei den ersten Klängen aus freudigen Kehlen aufkam, war buchstäblich mitreißend. Ganz egal, ob da der Jäger aus Kurpfalz kein schöner Land in dieser Zeit bereiste, oder ob die klappernde Mühle am rauschenden Bach den Guten Abend und die Gute Nacht einläutete. Als ich mich gegen Ende meines Dienstes dann noch etwas in der Wohnküche nützlich machte, tat ich das zu den humorvollen Klängen von „Das bisschen Haushalt“. Auch wenn es auf Hawaii kein Bier gibt – rote Lippen soll man küssen. Oder sich lieber einen Tirolerhut kaufen. Keine Frage: Mit den Bad Sassendorfer Wasserstraßennixen ist hoch auf dem gelben Wagen prima singen!
Die Sängerinnen und Sänger fühlten sich großartig bei ihren Darbietungen. Sätze wie „wir können ja doch noch was“, „wir sind doch noch zu was nütze“ oder „das soll uns erst mal jemand nachmachen“ ließen erkennen, wie Singen das Selbstwertgefühl von Senioren nachhaltig stärken kann. Als zusätzliche Freude aktivierten diese Stimmbandübungen viele angenehme Erinnerungen, die zu spannenden Gesprächen führen. Das reichte von Einschulungserlebnissen über die wöchentliche Bade-Zeremonie in der Küche bis hin zur ersten Liebelei oder zum ersten Auto. Auf jeden Fall löste das Singen sowohl die Herzen als auch die Zungen. So flog die Zeit mit wiedererweckten Lebensabschnitten und generationstypischen Erfahrungen auf den Straßen der persönlichen Erinnerungen leicht dahin. Danach ging sogar die Mimi mal ohne Krimi ins Bett.
Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder. In Bad Sassendorf kann nämlich jedes Lied eine Brücke sein.
– Nicole Klutky –
Mit der kollektiven Bad Sassendorfer Sangesfreude habe ich selbstverständlich auch schon an der Aktion „Wir pflegen Freude“ teilgenommen. Der Link dazu: http://www.wirpflegenfreude.de/index.php?id=13
Nun darf ich glücklich vermelden, dass ich für meinen online publizierten Freude-Moment bereits eines der Freude-Pakete geschenkt bekommen habe. Der Zusteller hat es mir heute gebracht. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken. Auf die Frage „Heute schon gefreut?“ kann ich also nur antworten: JAAAAAA 🙂
Hoch erfreute und dankbare Grüße von Nicole 😉