CURA SeniorenCentrum Maschen

Erzählen Sie bitte einmal von Früher Frau Muhs

Wie Sie wissen bin ich Jahrgang 1923, so ein paar Jahre nach dem ersten Weltkrieg geboren und stamme aus einer alten Seefahrerfamilie.

Ich kann nur sagen, dass ich eine glückliche Kindheit hatte und woran ich mich noch besonders erinnere ist, dass ich sehr gerne mit meiner Puppenstube spielte.

Als ich in die Schule kam hatte ich einen weiten Schulweg und so war mein größter Wunsch ein Fahrrad. Ich kann nur sagen, dass ich eine gute Schülerin war und sehr viele Bücher gelesen habe, insbesondere Tierbücher.

Noch heute lese ich gerne Bücher von Rüdiger Nehberg.

Gern war ich bei meinen Großeltern, mein Opa war Kapitän und Cap Hornier. Er erzählte mir immer gerne Geschichten, mitunter auch ein bisschen „Seemannslatein“.

Meine Oma backte gern Apfelkuchen und meistens gab es mittags Labskaus. Dieses, weil mein Großvater es von Bord her kannte und gerne gegessen hat.

Nach der Schule, dass war 1940, musste ich mit 17 Jahren wie jedes andere Mädchen in Deutschland ein sogenanntes Pflichtjahr absolvieren. Dieses verbrachte ich in Kating, das liegt zwischen Husum und St. Peter-Ording. Hier  gab es keinen Strom, kein fließendes Wasser und geheizt wurde nur in der Küche.

Ich musste jeden Tag Kühe melken, Stall ausmisten und Heu mit einbringen. Dieses Pflichtjahr ist mir trotzdem in positiver Erinnerung geblieben, gab es doch öfter mein Lieblingsgericht: Würstchen und Kartoffelsalat.

Danach begann ich meine Lehre beim Telegrafenamt, wo ich anschließend auch geblieben bin. Von meinem ersten verdienten Geld konnte ich mir nicht einmal etwas kaufen, da ja noch Krieg war.

Mein schönstes Alter muss ich sagen, war um die zwanzig, auch wenn Krieg war. Ich hatte bei meiner Familie sehr großen Rückhalt und wir wollten alle nur eins, den Krieg überleben. Das schlimmste am Krieg war für mich, wenn Bombenangriffe waren und man nachts aus dem Schlaf gerissen wurde. Noch heute habe ich diese Erinnerungnen, wenn ich schlafe und geweckt werde.

Die Nachkriegszeit habe ich in sehr guter Erinnerung, die Menschen haben sich gegenseitig geholfen und der Wiederaufbau von Deutschland fand statt.

1948 habe ich geheiratet, mein Mann war noch Student und studierte Tiermedizin. Später eröffnete mein Mann eine Praxis und ich war seine Assistentin. Wir hatten auch keine Haustiere, die hatte ich als Patienten schon genug.

Der schöne Augenblick in meinem Leben war die Geburt meines Sohnes. Dieser nahm neben der Tierarztpraxis die Hauptzeit in meinem Leben ein.

Mein Mann und ich haben eine sehr glückliche Ehe geführt, wir haben immer Streit vermieden und über alles gesprochen.

Deswegen war in meinem Leben immer wichtig: Ehrlichkeit und miteinander reden.

Die Tierarztpraxis haben wir irgendwann aus Altersgründen abgegeben und das gemacht, was wir schon immer vorhatten. Wir haben Weltreisen gemacht, die uns in die schönsten Ecken der Erde geführt haben.

Wenn Sie mich so fragen was ich heute noch einmal anders machen würde, kann ich nur folgendes sagen: Ich würde nichts in meinem Leben anders machen und meinen Mann wieder heiraten.

Und was ich bereue nie getan zu haben, kann ich Ihnen sagen und Sie werden lachen, weil in alten Seefahrerfamilie entstamme: Schwimmen zu lernen.

Was wünschen Sie sich für ihre Zukunft Frau Muhs? Ich bin 97 Jahre alt und möchte einfach nur noch gesund bleiben.

Leider habe ich keine Enkelkinder und so freue ich mich immer, wenn mein Sohn oder meine Schwiegertochter mich einladen und abholen.

Lieblingsgericht: Würstchen und Kartoffelsalat

Lieblingsfarbe: Grau und Rosa

Musik: Edvard Hagerup Grieg

Ich hoffe, Sie hatten Spaß beim Lesen meiner kleinen Geschichte.



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